Tickets für alle Veranstaltungen gibt es ausschließlich über das Centraltheater.
Tel.: +49 (0)341 – 126 81 68
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Web: www.schauspiel-leipzig.de
Festivalticket: 34,- € / 26,- € [inkl. Festivalkatalog]
14. Oktober 2010
Konzertmitschnitte, Imagefilme, Projektdokumentation - ungeschminkte, ungeschnittene Wahrheiten aus 20 Jahren FZML! Zusätzlich besteht die Möglichkeit sich an unzähligen Druckprodukten zu erfreuen und es wird die exklusive Gelegenheit geben, seltene FZML-Devotionalien zu sehen, zu berühren und zu riechen.
HINWEIS: Ab dem 15. Oktober findet die Videolounge in der Skala statt.
Javier Alvarez: »Temazcal« [1984] für 2 Maracas und Tape
Matthias Suter – Maracas
Der 1956 in Mexiko-City geborene Javier Alvarez zählt zu den bekanntesten Komponisten seiner Generation und Temazcal (mexikanisch: brennendes Wasser) ist ein nicht untypisches Beispiel des entkrampften Umgangs zeitgenössischer südamerikanischer Komponistinnen und Komponisten mit ihrer jeweiligen Tradition. Geschickt und höchst effektvoll steigert, kombiniert und dramatisiert Alvarez die feurige Musik, bis das Stück augenzwinkernd und durchaus etwas klischeehaft im traditionellen Stil endet.
Mitwippen erlaubt!
»Aufbauwalzer-Picture-Show«
Seit 25 Jahren schaffen es die Musiker der BKK, verschiedenste musikalische Welten zu verweben. Wollte man anfangs in erster Linie das Arbeiterlied aus dem Propagandakorsett der DDR befreien, so lauten die heutigen Zutaten Eisler/Brecht, Rio Reiser/Ton Steine Scherben, das »Beste« der 60er–90er und die größten (politischen) Hits von heute. Man könnte auch sagen, die Bolschewistische Kurkapelle ist das Ost-Pendant zu dem von Heiner Goebbels 1976 gegründeten »Linksradikalen Blasorchester«, mit dem Unterschied, dass sich, trotz aller Freude an der Blaskapellen-Tradition, E-Gitarre und Rockschlagzeug dazugesellt haben und hin und wieder sogar junge Rapper oder Poetry Slammer das Ensemble unterstützen.
Es gibt wenige Projekte, auf die sich alle aktuellen und ehemaligen FZML-Mitarbeiter einigen konnten, die BKK hat das bei ihren bisher drei Auftritten in Leipzig immer geschafft. Denn diese sehr spezielle Blaskapelle ist keine Spaßguerilla – es ist Guerilla, die auch Spaß macht. Haltung und Kommunikation stehen eindeutig im Vordergrund und die Liebe zu dem in Leipzig geborenen Hanns Eisler und die ebenso große Liebe zu Augenzwinkern und wohlwollender Provokation überzeugen immer wieder aufs Neue. Es wird in einem Büro wie dem FZML, wo sich alles um Musik dreht, selten Musik gehört. Wenn der Wahnsinn doch mal überhandnimmt, gehört die BKK unbedingt in die Titelfolge (über den Rest wurde Stillschweigen vereinbart). Es ist daher eine große Freude, dass die Bolschewistische Kurkapelle schwarz-rot das Jubiläumsfestival des FZML eröffnet und ernste und weniger ernste Musik in den Saal bläst, denn es soll ja gefeiert werden.
Zur Eröffnung des Festivals präsentiert die Bolschewistische Kurkapelle schwarz-rot ihr neues Programm, die »Aufbauwalzer-Picture-Show«. Ausgangspunkt sind diesmal unveröffentlichte Filmaufnahmen aus den Archiven der Filmhochschule Potsdam, die von den Aufbaujahren bis heute zur Dekonstruktion des Dreivierteltaktes rufen. Unterstützt wird die BKK von den Berliner Poetry-Slammern »Couchpoetos«.
Jugend voran!
Eiko Kühnert / Alexander Dreyhaupt
»3x 20 Jahre C2H3CI«
DJ-Setup
Was passiert, wenn diese beiden leidenschaftlichen Musikhörer und -sammler gemeinsam eine Aftershow Party bestreiten, ist kaum vorhersehbar. Gebeten, aus dem Vollen zu Schöpfen und stilistisch die letzten 60 Jahre Tonträgerkultur nach FZML würdigem Material zu durchforsten, versprachen beide – trotz Auftragsimmanenter Selbst- und Publikumsüberforderung – unterhaltend, kurzweilig, erheiternd und niemals »unnötig« flach zu werden. Und auf die Frage nach möglicher Tanzbarkeit, antworteten beide unisono: »Mindestens Braindance ist machbar«.
15. Oktober 2010
Vortrag von Gisela Nauck
Thema: Ein neues Zeitalter der musikalischen Moderne
Gisela Nauck ist Musikwissenschaftlerin, Musikredakteurin und Herausgeberin der Fachzeitschrift für zeitgenössische Musik „Positionen“. In ihrem Vortrag „Ein neues Zeitalter musikalischer Moderne“ beleuchtet sie die Auswirkungen der in den 1990er Jahren stattgefundenen digitalen Revolution auf den musikalischen Schaffensprozess und den kulturellen Umgang mit Musik als Phänomen.
Gisela Nauck schlägt einen Bogen, der bei der Untersuchung der Auswirkungen der durch neue Kommunikationstechnologien möglich gewordenen engen Vernetzung von Komponisten unterschiedlichster Kulturen, Ethnographien und Kontinenten auf ihr musikalisches Schaffen beginnt, sich dann den Konsequenzen widmet, die neue Medientechnologien auf den nun weitaus vielfältigeren Einsatz kompositorischer Stilmittel hatten und schlussendlich in der Feststellung mündet, dass eine Musikgeschichtsschreibung, die den Komponisten und das Werk in den Vordergrund rückte, spätestens seit dieser Zäsur nicht mehr zeitgemäß ist.
Ein Plädoyer für die Notwendigkeit, sich über neue Wege klar zu werden, die es möglich machen, auch Aussagen über Wesensmerkmale einer Epoche zu formulieren, die weniger von musikalischen Einzelerscheinungen als vielmehr von internationalen, musikkulturellen Szenen bestimmt ist.
Lohnt ein »Best of ...« einer Musik, die von vielen eher abfällig als »Worst of« bezeichnet wird? Ja, denn die zeitgenössische, sogenannte Ernste Musik, die bisweilen ihr »E« im Namen gehörig in Frage stellt, ist vielschichtiger, breiter und unberechenbarer in ihrer ästhetischen Beschaffenheit und in ihren Formaten geworden. Sie ist ausgefranst - hat neue Ausformungen erfahren. Und von welcher Musik spricht man eigentlich, wenn die »zeitgenössische« Musik gemeint ist?
»Best of 20 Jahre FZML« ist weniger eine repräsentative kuratorische Auswahl denn eine kleine Bevorzugung von Werken, die etwas mit dem Gesicht und der Geschichte des FZML zu tun haben.
20 Jahre FZML heißt auch 20 Jahre Frage nach der Definition zeitgenössischer Musik. So wirft Steve Reichs »Pendulum Music« die Frage auf: Handelt es sich bei diesem 1968 geschaffenen Werk des »Großvaters« der elektronischen DJs nicht vielmehr um Performance und Konzertinstallation als um reine Konzertmusik? Oder auch Dror Feilers »Like Tears in Rain«: Musikalische Komposition oder doch eher politisches Manifest? Und Mela Meierhans »Canthus to Canthus«: Musik oder vielmehr ein Hörspiel für den Konzertrahmen?
Trotz des immer noch virulenten Klischees, das die zeitgenössische Musik vielleicht zu einem Großteil genau dieser immer fortwährenden Transzendenz zu verdanken hat, die sie für ihre Hörer nur schwer greifbar werden lässt, macht »Best of 20 Jahre FZML« nicht davor halt, sich an genau diesen Grenzen abzuarbeiten.
PROGRAMM
Mela Meierhans: »Canthus to Canthus« [1999] für variable Besetzung, Stimme und Tonband nach 18 Textfragmenten [sand.soda.lime] von Anne Blonstein
Steve Reich: »Pendulum Music« [1968] für Mikrofone und Lautsprecher
Luciano Berio: »Sequenza VII«[1969, rev. 2000] für Oboe
Friedrich Schenker: »Metal! Metal! – Eisenmann: Der Meister mit Hammer« [2003] für einen Percussionisten
Thomas C. Heyde: »Einkehr« [2009] für Flöte, Akkordeon, Cimbalom, Schlagzeug,
Rückkopplung und Stimmgeräusche
Pèter Köszeghy: »Schizophonie« [2008] für Tenorblockflöte, Knopfakkordeon,
Percussion und Cimbalom
Dror Feiler: »Like Tears in Rain« [1997] für Flöte, elektronisches Zuspiel und Video
Mitwirkende:
Josef Christof - Klavier
Gerd Schenker - Schlagzeug
Frauke Aulbert - Gesang
Hans-Martin Schlegel - Posaune
Jürgen Dietze - Oboe
Erik Drescher - Flöte
Ensemble Kozmosz
Juliane Raschel, Katja Barufke, Ramona Lübke, Elsa Artmann (Company des Leipziger Tanztheaters LTT)
16. Oktober 2010
Diedrich Diederichsen: Das Unkomische Ende der Popmusik
Es sind viele Superlative, die dem 1957 in Hamburg geborenen Kulturwissenschaftler, Kritiker, Journalisten, Kurator, Autor, Essayisten und Professor für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Diedrich Diederichsen, vorauseilen: »Pop-Papst«, »lebender Mythos der deutschen Subkultur« oder nur kurz »DD« sind Teil einer Markenbildung, der er selbst höchst kritisch gegenübersteht. So sagt er im Interview mit einer österreichischen Tageszeitung: »Wenn ich eine Marke wäre, wäre ich gut dran, ich könnte sie vermarkten, ohne mich persönlich zu beteiligen. Leider muss ich meine Texte aber immer noch selber schreiben und durch Auftritte beglaubigen.«
Zwar ist es auch ein Schwerpunkt seiner Arbeit, sich mit der Phänomenologie der Popkultur zu befassen, allerdings würde man ihm nicht annähernd gerecht werden, ihn darauf zu reduzieren. Vielmehr ist Diederichsen vor allem ein Theoretiker und Philosoph, der unangepasst und sprachlich anspruchsvoll aus dem Fundus seines enzyklopädischen Wissens schöpft und an einer unvollendeten Geschichte und einem interdisziplinären Beitrag zum Zeitgeschehen fortschreibt. Unvollendet auch, weil insbesondere seine Vorträge immer wieder neue und überraschende Ausformungen erfahren, so auch »Kunst: Das unkomische Ende der Pop-Musik«, den er 2009 erstmals in Berlin hielt.
Seiner These, dass die Pop-Musik »seit diesem Jahrzehnt endgültig an ihre Grenzen gelangt [ist]«, stellt er eine Analyse der Ursprünge der Pop-Musik und ihrer Rezeptionsgeschichte voran. Das Bild der »Komödie als die letzte Stufe einer sich in und durch sie auflösenden Kunst« ist dabei Ausgangspunkt für sowohl eine These zum Niedergang der Pop-Musik als auch einen Ausblick, der manchen Zuhörer überraschen dürfte.
Nicht weniger als vier Generationen und gleichzeitig die Speerspitze der experimentellen, pop-affinen elektronischen Musik werden am 16.10. die Bühne der Skala besteigen.
Als One Men Nation zeigt Marc Chia aus Singapur, dass wir längst in einer globalisierten Musikwelt leben.
FM Einheit und Hans Joachim Irmler haben darauf folgend einen ihrer selten gemeinsamen Auftritte. Der ehemalige Schlagzeuger der Einstürzenden Neubauten und der Keyboarder der Krautrock Pioniere Faust werden nachdrücklich klarstellen, warum es schon 1975 hieß: „...Where is rock going? It's being taken over by the Germans and the machines.“
Zu guter letzt wird Miguel Depedro aka KID606 Süd- und Nordamerika
repräsentieren. Seit 12 Jahren bereist er die Clubs der Welt und remixte erfolgreich
u.a. Peaches oder Depeche Mode! Sein Tanzflächen-orientiertes Liveset nimmt
„Dancemusik“ ernst ohne dabei steif zu sein!
Der Programmpunkt Aftershow suggeriert möglicherweise, dass es nun weitaus weniger anspruchsvoll zugeht. Doch das wandelnde Musiklexikon Sergej Klang ist eben nicht nur der leichtfüßigen Unterhaltung hörig. Zwar wird Tanzkompatibilität die Dramaturgie bestimmen, doch nicht, ohne überraschende und assoziative Wendungen und Eruptionen einzubauen.
Tanz dich schlau!